Perspektivwechsel
Urlaubsvorfreude
Oder: einfach mal ein Gedicht schreiben
Heute morgen ist hier am Schreibtisch dieses Haiku entstanden.
Urlaubsvorfreude
sich ausmalen, wie es wird
Geduld schenkt mir Zeit
Silke Welge
Ich schreibe immer wieder und gerne Haikus. Sie helfen mir den Moment einzufangen, in diesem Augenblick, an diesem Ort.
Das Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute weit verbreitet ist. Das Haiku-Schreiben ist eine Kunst, bei der tiefe Gefühle mobilisiert werden, und somit ein großartiges Instrument der Selbsterforschung. Traditionell wird ein Haiku aus drei Versen mit ca. fünf, sieben und wieder fünf Silben gebildet. Es ist eher einfach formuliert, muss sich nicht reimen, beschreibt die Dinge in der Gegenwart, kann auf Verben verzichten, bezieht sich auf eine aktuelle Sinneswahrnehmung und soll das Beobachten und Staunen der schreibenden Person zum Ausdruck bringen.
Wenn Sie ein Haiku schreiben möchten, schauen Sie sich um und fragen Sie sich: Was sehe ich? Was fühle ich? Was höre ich? Was rieche ich? Was schmecke ich? Was ist das Wesentliche am gegenwärtigen Augenblick, in mir und außerhalb von mir? Während Sie über die Fragen nachdenken, schreiben Sie spontan auf, was Ihnen in den Sinn kommt und bringen Sie es dann in die typische Haiku-Struktur.
Das Schöne an Haikus, oder neu-deutsch der Mehrwert von Haikus ist, dass sie uns zeigen, was in unserem Leben vielleicht gerade nicht rund läuft, was fehlt, wo wir mal hinschauen könnten. Oder positiv formuliert: Haikus weisen uns auf Dinge hin, die uns gefallen und die uns wichtig sind. Sie zeigen uns auch, was uns normalerweise entgeht. Wenn wir das erkannt und verstanden haben, ist leichter, diesen Hinweisen Raum zu geben.
Mit diesen Impulsen verabschiede ich mich jetzt in die Sommerpause. Ab dem 5.8.24 bin ich wieder wie gewohnt für Sie da und habe vermutlich das ein oder andere Reisehaiku im Gepäck.